Testberichte Test: keepforest BERSERKR

Tribal Punk Folk Drums

Berserkr_01.JPG


Keepforest Instruments ist ein Garant für große, epische Sounds. Vor allem im Trailer-Bereich. Die letzte Veröffentlichung Devastator Breakout (auch hier getestet) lieferte eine riesige Auswahl an modernen Trailer Percussions und Drums. Das aktuelle Werk ‚Berserkr‘ geht zurück und gleichzeitig nach vorne. Auf der einen Seite soll man sich auf eine Reise durch alte Legenden begeben, über Schlachtfelder bis hin zu schamanischen Zeremonien. Andererseits soll die Library aber auch modern klingen. Wie gut klappt das?


Zurück in die Zukunft


Zur Verfügung stehen drei Versionen:
- WAV Only
- Core
- Pro

Wir gucken uns die Pro Version an. Auf der Festplatte braucht ‚Bersekr‘ 22 GB, die mehr als 44 GB Samples unkomprimiert enthalten. Als Sampler kommt der Kontakt 7 Player zum Einsatz. Man braucht also keine kostenpflichtige Vollversion.

Die Fakten sind:

- 240 Patches
- 90 Multis
- 4.500 Rhythmus Presets
- 8.000 Samples

Da lässt schon erahnen, dass die Auswahl gigantisch ist.

Berserkr_02.JPG


Der erste Anblick verrät fünf Kategorien. Auch der Content der Core Version wird noch mal in extra Patches angeliefert. Zu dem ‚User Import‘ Patch kommen wir noch.

Fangen wir mit dem Ordner ‚Drums Foundation‘ an. Wer denkt, dass dieser Patches enthält, liegt falsch. Denn auch hier gibt es noch mal einige Ordner:

- Hits
- Impacts
- War Drums
- Tribal Drums
- Steps & Stomps
- Claps & Snaps
- Medieval Percussion
- Shaman Percussions
- Wood Percussions
- Kick & Snare

Übrigens habe ich von native Englisch-Sprechern gehört, dass es Percussions nicht gibt, sondern immer Percussion gesagt wird. Zurück zum Thema! Viele Ordner haben noch Unterordner, die bis zu 13 Patches enthalten. Die Drums Foundations sind am umfangreichsten. Steigen wir in die Hits ein:

Berserkr_04.JPG


- Booms (Classic, Sub)
- Main (Crunch, Explosion, Epic, Tails, Debris, Low)
- Punchy (Metal, Metal Crunch, Organic Crunch, Organic Twisted, Soft Twisted)

Die Booms klingen wie erwartet, haben einen langen Hall und Ausklang. Allerdings keinen Punch. Den haben aber genug andere Samples in dieser Library. Die Subs dagegen klingen eher wie eine Tribal Gran Casa.


Die Mains bieten den richtigen Punch und machen ihrem Namen ‚Hits‘ volle Ehre. Die Tails eignen sich perfekt, um Punches einen brillanten Ausklangen zu verleihen. ‚Debris‘ dagegen klingt nach Stein-Schüssen. Mit Low kann man gut zufallende Schloss-Türen vertonen.

Punchy ist nicht so groß, dafür aber knackig. Kleine metallische Sounds, die von Klacker-Metall bis hin zu dreckigen Crunches gehen.

Das ist alles perfektes Material, um sich seine eigenen Hits zu bauen. Alle Zutaten sind da.


Die Impacts sind weniger lang, aber genauso fett.
- Hits (Organic, Foley)
- Slam (Organic, Metal, Ricochet)
- Punchy (Metal, Room)
- Complex (Organic, Metal, Room, Industrial)

Die Hits Organic klingen wie die Schritte eines gigantischen Holz-Roboters und Foley, als ob er gerade etwas kaputttritt. Alle Slams sind sehr trocken und kleiner. Die Complex-Impacts sind zum Großteil sehr metallisch. Hier rappelt und zappelt es überall. Da ist wohl jemand in einen ausrangierten Güterwagon gegangen und hat seine Aggressionen ausgelassen.





Die Engine

Berserkr_05.JPG


Bevor wir ‚weiterhören‘ schauen wir uns erst mal die Eingriffsmöglichkeiten an. Auf der Hauptseite nimmt das Logo den Großteil des Interfaces ein. Das wird sich später aber noch ändern. In der unteren Mitte ist das Sample zu sehen. In diesem Beispiel fällt auf, dass es nicht nur ein Hit ist, sondern vier. Keepforest Instruments greift auf einen Trick zurück. Alle Round Robins sind in einem einzigen Sample enthalten. Welches Round Robin abgespielt wird, hängt von der Start-Position ab. Auf einen Blick kann man also sehen, wie viele Round Robins vorhanden sind und welches gerade gespielt wird. Rechts neben dem Knopf ‚Step Mode‘ gibt es die Auswahl aus acht Reihenfolge-Möglichkeiten:

- Default
- Random
- A-B
- Odd
- Even
- Reversed (Reihenfolge rückwärts, nicht rückwärts abgespielt)
- Free
- Shuffle

Das ist mehr Auswahl als in den meisten anderen Libraries. Ist der Step Mode deaktiviert, wird das Sample einfach abgespielt – synchron im Song-Tempo.
Rechts haben wir noch eine Hüllkurve mit
- Attack
- Hold
- Decay
- Fade Out / Release

Das ist wirklich sehr praktisch, wenn ein Sound weniger Raum bzw. Release haben soll. In der Kürze liegt die Würze.

Auf der linken Seite ist ein Filter, das zwischen Highpass und Lowpass wechseln kann. Das könnte man auch in den Effekten nutzen. Mit dem Knopf ‚VEL‘ reagiert das Filter aber auch auf die Anschlagsstärke. So können wunderbar verschiedene Velocity-Layer imitiert werden.

Berserkr_06.JPG


Normalerweise liegt auf jeder Taste ein anderes Sample. Aber einige Samples würde ich gerne frei in der Tonhöhe spielen. Einige Percussion-Instrumente sind sehr tonal oder ich möchte gerne den Sound ein wenig designen. Dafür aktiviere ich den Stretch-Mode. Das zuletzt gespielte Sample kann ich jetzt im frei wählbaren Bereich spielen. Diesen kann ich sogar definieren, genauso wie die Rootkey. Sehr geil!

Berserkr_07.JPG


Wer aber gleichzeitig verschiedene Samples probieren und diese in der Tonhöhe verändern will, kann das auch mit den unteren roten Keyswitches erledigen.

Berserkr_08.JPG


Neben dem ‚Step Mode‘ Knopf steht unscheinbar ‚Default‘. Dahinter verbergen sich noch ‚Doubling‘ und ‚Tripling‘. Das Signal wird entweder gedoppelt oder sogar drei Mal gespielt. Das sind die Layers. Es wird aber nicht dasselbe Sample genommen, sondern ein anderes Round Robin. Mit ‚Delay‘ wird die Verzögerung in Millisekunden eingestellt. ‚Drift‘ ändert das Timing noch etwas, so dass das Delay etwas lebendiger ist. Für einen breiten Sound ist ‚Width‘ zuständig. ‚Levels‘ kann ein Crescendo oder Decrescendo simulieren. Das ist wunderbar für Flams. ‚Pitch Drift‘ kann leider nur von oben nach unten wandern und nicht umgekehrt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.


Auf in den Kampf
Berserkr_09.JPG


Die ‚War Drums‘ sind alle Punchy (vom Namen her). Zwölf Patches, die alle sehr ähnlich klingen und eine scharfe Attack haben. Leider ist überall das Tripling an, was ich lieber ausschalte. Die Samples haben definitiv einen eigenen Charakter.

Berserkr_10.JPG


Bei den Tribal Drums mag ich den tonalen Charakter. Das klingt direkt nach einem Antreiber auf einem Wikingerschiff. So etwas hatte ich noch nicht in meiner Library. Auch hier klingen alle zehn Patches sehr ähnlich.

Berserkr_11.JPG


Mit den Steps der ‚Steps & Stomps‘ kann man direkt eine ganze Horde marschieren lassen. Echt klasse. Die Stomps dagegen sind einzelne Schritte mit richtig viel Dreck. Mit jedem Schritt fallen Holzstücke und wird das Boot immer etwas mehr kaputtgetreten. Die Sounds sind zum Großteil megafett.

Berserkr_12.JPG


Die ‚Claps & Snaps‘ sind sehr hallig und groß und eignen sich mit den vorherigen Sounds perfekt für eine Wikinger-Version von ‚We will rock you‘.

Berserkr_13.JPG


‚Medieval Percussion‘ bedient die kleineren Instrumente. Vom Münzsack über Shaker, Tambourines zu Crash. Sehr gut gefällt mir das Tambourine, weil es nicht wie meistens in den Ohren wehtut, sondern wunderbar weich und tief ist.

Berserkr_14.JPG


Die ‚Shaiman Percussion‘ umfassen Nuss-Shaker und Bells. Auch diese habe ich in meiner Sammlung kaum bis gar nicht.

Berserkr_15.JPG


Die ‚Wood Percussion‘ sind sehr vielseitig. Leider sehr hallig – und dann noch mono. Das kann ich nicht ganz verstehen, weil es kleine Sounds sind, die nicht zwingend in einer großen Halle aufgenommen werden müssen. Schade! Da muss man mit der Hüllkurve noch mal an.
Bei den Process Versionen hat man anscheinend auf ganze Holzscheite, Büsche und Äste geschlagen. Sehr interessant!

Berserkr_16.JPG


Die ‚Kicks & Snares‘ bilden die perfekte Schnittstelle in unsere moderne Welt und sind eine Symbiose aus Mittelalter (20%) und Dubstep (80%)

Spielt mit Dir alleine

Berserkr_17.JPG


Keepforest Instruments liefert schon lange zu Libraries einen ausgefeilten Sequenzer mit. Insgesamt sogar fünf:
- Velocity
- Pan
- Filter
- Pitch
- Layer

Bis zu 16 Steps. Allerdings kann jeder Step noch mal bis zu 8 Untersteps beinhalten. Mit der Frequenz, dem Tempo und sogar Humanizer kann der Sequenz Leben eingehaucht werden.

Jede Sequenz lässt sich abspeichern und es gibt sehr viele Presets. Für Inspiration sorgen der Randomizer und Groove Maker. Damit sich beim Abspielen der Sequenz auch keine Wiederholung einschleift, gibt es noch ‚Randomize Vecocity‘, was in Echtzeit arbeitet. Und wer seine Traumsequenz gefunden hat, kann diese einfach per Drag & Drop in seine DAW ziehen.
Pro Step kann auch eine feste Tonhöhe angegeben werden. Das nutze ich im Demo-Track, um Bells mit unterschiedlichen Lautstärke-Hüllkurven anzusteuern. In den Multis werden damit Melodien erzeugt.
Hier lohnt es sich wirklich, das Handbuch zu lesen.


Waffen, Kleidung und mehr

Berserkr_18.JPG


Die nächste Soundkategorie beinhaltet vier Ordner. Die ‚Weapon Strikes‘ erinnern an Schwerter, die gerieben oder geschlagen werden. Die ‚Metals‘ dagegen sind viel kleiner. Verwirrend ist der Name ‚Elemental Percussion‘. Denn hier gibt es Steine, Feuer und ‚Verschiedenes‘. Die ‚Textures‘ eignen sich, um Feuer oder Steine über andere Percussion-Sounds zu legen. Im Sounddesign würde ich das Sweetening nennen.

Berserkr_19.JPG


Die Wooshes sind nicht gerade lang. Zuerst verwirrte mich, dass es Wooshes und Hits gab. Das ist aber kein Zufall. Hier lohnt sich das clever Anwenden der Round Robins. Wer nur die ungeraden nimmt, hat immer einen Woosh. Umgekehrt einen Hit. Oder eben abwechselnd. Clever! Ich hätte mir noch gewünscht, dass ich garantiert immer dasselbe Sample ansteuere. Und das nicht. Hier muss man also alles als Audio exportieren.

Berserkr_20.JPG


Die ‚Motions‘ sind mit ca. einer Sekunde nicht viel länger als der Rest, eignen sich aber prima für langsame Rhythmen. Hier gibt es großes knarziges Holz, Feuer, Pfeile und Qietschen.

Berserkr_21.JPG


Die Stimmen fangen erst mal mit den üblichen Shouts an. Sehr cool ist, dass es zu den Swells auch Hits gibt. Auch hier werden die Round Robins wieder clever benutzt. Die Growls dagegen klingen wie eine kranke Wikingergruppe, die sich räuspert. Das Ein- und Ausatmen ist extrem nah aufgenommen und klingt daher schön direkt.

Hier lohnt der Einsatz eines Pre-Delays, damit quantisierte Clips auch auf den Punkt kommen.
Ein absoluter Hinhörer sind die ‚Voices Kargyraa‘. Ein rauher Männerchor, der auf einem Ton für eine Sekunde ein ‚Höööh‘ singt, das sich fast wie ein Horn anhört.





Der Ton macht die Musik

Bersekr liefert nicht nur Drums und Percussions, sondern auch tonale Elemente. Zur Auswahl stehen Cello, Nyckelharpa, Plucked und Tonal FX.
Das Cello gibt es in den Versionen Processed und Original.

Berserkr_22.JPG


Berserkr_23.JPG


Von einzelnen Tönen bis hin zu perkussiven Sounds ist alles dabei. Auch hier ist es wieder klasse, dass es so viele Round Robin Samples gibt. Die Processed-Version klingt nicht stark bearbeitet. Für lyrische Melodien mit langen Tönen ist Bersekr allerdings nicht gemacht.
Die Nyckelharp kann sehr weich, aber auch sehr kratzig klingen. Melodien lassen sich hier zwar spielen. Es klingt aber nicht so schön wie ein Patch, das als spielbares Instrument konzipiert wurde. Generell ist alles bei Bersekr eher auf das Perkussive ausgelegt.

Die Tonal FX bieten drei Patches, die alle metallische Drones beinhalten. Das klingt klasse, aber gleichzeitig auch sehr ähnlich. Da hätte ein Patch auch gereicht. Ich frage mich aber generell, warum immer nur die weißen Tasten belegt sind. Das kostet unnötig Platz.





Viel hilft viel

Die Auswahl ist jetzt schon gigantisch. Es kommt aber noch mehr. Die Multis sind auch vollgepackt mit Entdeckungsmaterial:
- Elements
- Multikits
Berserkr_24.JPG


Die Elements sind zum Großteil Layer mehrerer Patches. So entstehen große Drums Sounds, Rolls und mehr. Einige Elemente enthalten Sequenzen. Diese lassen sich wunderbar als Add-On-Loops für Produktionen nutzen. Im Gegensatz zu WAV-Files lässt sich dann noch das Tempo ändern oder Elemente austauschen.

Berserkr_25.JPG


Rhythmischer wird es in den Multi-Kits, denn hier ist überall ein Sequenzer aktiv. In fünf Ordnern verstecken sich noch mehr Ordner:

Berserkr_26.JPG


Zwar steht überall eine Tempo-Angabe, aber die Patches folgen dem Host-Tempo. Sogar die Tonart steht dahinter. Ich sehe so etwas immer also Inspirations-Quelle. Und natürlich lassen sich auch verschiedene Kits miteinander kombinieren. Im Endeffekt bestehen viele Multi-Kits meistens auch drei Patches:
- Tonal
- Foundation
- Enhancers

Foundation liefert den Grundrhythmus, Enhancers zusätzliche Percussion und Tonals den tonalen Teil. In meinem Video habe ich diese drei Multis auf drei verschiedene Tasten gelegt.



Effekte
Berserkr_27.JPG


Hier wird noch gekleckert, sondern geklotzt. Insgesamt sieben Effekt-Slots stehen frei zur Verfügung. So ziemlich auf jeden Parameter hat man Einfluss. Und wie üblich in Kontakt kann man mit einem Rechtsklick per Maus einen MIDI-Controller frei hinzufügen. Presets gibt es hier auch. Was ich mir gefällt, dass Bersekr sogar einen Zufallsgenerator für die Auswahl der Presets hat. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.



Berserkr_28.JPG


In den 32 Effekten ist fast alles dabei. Nur einen Pitch-Shifter hätte ich mir gewünscht – mit Mix-Dregler. So kann man im Handumdrehen einen Sound verzerren, etwas filtern und Höhen wegziehen, verhallen, komprimieren und noch den Limiter einfahren. Einfach fett. Hier macht es auch Spaß, das LowPass-Filter zu automatisieren.


Video-Test

View: https://youtu.be/zBEkhut-_QY


Fazit

Dies war einer meiner umfangreicheren Testberichte. Bersekr ist eine umfangreiche Library – extrem umfangreich. Nicht nur, dass es viele Sounds und Patches gibt, sondern auch noch viele Varianten. Selten habe ich so viele Round Robins gesehen und gehört. Da kommt keine Langeweile auf und keine Wiederholung ist hörbar.
Bersekr hat definitiv einen eigenen Sound und man damit ganze Songs machen. Inspirationen liefern der Sequenzer und die Multis. Verfeinern lässt sich alles mit Effekten. Für das Spielen von charmanten Melodien ist Bersekr nicht gedacht, dafür aber für perkussive Melodien. Das Ausprobieren dieser gigantischen Library kann viel Zeit beanspruchen, lohnt sich aber. Sicher keine Butter & Brot Library, aber für die nächste ‚Lord of the Thrones‘ Serie sicher perfekt.



Hersteller: Keepforest Instruments

Preis: 299 $

Host: Kontakt 7 Player
 

Anhänge

  • Berserkr_03.JPG
    Berserkr_03.JPG
    16,6 KB · Aufrufe: 30
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Super Test, vielen Dank!
 

Ähnliche Themen

RECORDING-Redaktion
Antworten
0
Aufrufe
740
RECORDING-Redaktion
RECORDING-Redaktion
tim_heinrich
Antworten
0
Aufrufe
855
tim_heinrich
tim_heinrich
tim_heinrich
    • Danke
  • Artikel
Antworten
0
Aufrufe
1K
tim_heinrich
tim_heinrich
RECORDING-Redaktion
Antworten
0
Aufrufe
566
RECORDING-Redaktion
RECORDING-Redaktion
tim_heinrich
    • Danke
  • Artikel
Antworten
0
Aufrufe
748
tim_heinrich
tim_heinrich

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben